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Über die Einsamkeit

Dieser Beitrag zielt weniger auf eine abschließende Aussage ab, sondern behandelt Betrachtungen aller Art über die Einsamkeit. Hierzu ist zu sagen, dass mir innerhalb von einem knappen Monat Zivildienst interessante aber auch erschütternde Gedanken über das Leid gekommen sind, die ich gerne mit euch teilen möchte. 
"Als Menschen leiden wir viel im Verborgenen", ist die Erkenntnis einer meiner Romanfiguren. Sie führt diese Aussage darauf zurück, dass es in unserer Kultur irritierend wirkt, jemanden, dem man nicht nahe genug steht, mit seinen innersten Sorgen zu konfrontieren und sein Herz auszuschütten. Man ist dann "ein Naivling, der sein Herz auf der Zunge trägt".


Das am tiefsten verborgene Leid ist die Einsamkeit und wie ich meine dennoch am gegenwärtigsten. Am verborgensten weil Einsamkeit übersehen wird und erst dadurch zur eigentlichen Einsamkeit wird; am gegenwärtigsten aus folgenden Feststellungen: 1910 schreibt Hermann Hesse in seinem Roman "Gertrud" denkwürdige Zeilen (und bestimmt wurde Vergleichbares schon viel früher geschrieben): "Sie haben eine Krankheit, die leider Mode ist und der man jeden Tag bei intelligenteren Menschen begegnet.[...] Es ist mit moral insanity verwandt und könnte auch Individualismus oder eingebildete Einsamkeit genannt werden. Die modernen Bücher sind voll davon. Es hat sich bei Ihnen die Einbildung eingeschlichen, Sie seinen vereinsamt, kein Mensch gehe Sie etwas an und kein Mensch verstehe Sie". Derselbige Autor schreibt in einem Gedicht:

Einsam im Leben wandern-
Leben heißt einsam sein.
Keiner sieht den andern,
jeder ist allein.


Mit dem Individualismus geht auch ein Verlust von Bindungen und Verpflichtungen einher. Plötzlich tauchen phänomenale Wörter wie "Selbstfindung" und "Selbstverwirklichung" auf u.s.w, was natürlich an sich keine schlechten Dinge sind, sogar klare Bedürnisse. Der Mensch hat das Bedürfnis nach Klarheit, Einheit und Orientierung. Er will sich mitteilen und will verstanden werden. Interessant ist das insofern, weil erst durch die Einsamkeit plötzlich bestimmte, klassische Fragen wichtig werden, wie "Wer bin ich? Warum bin ich? Woher, wohin?", und so fort.


Der Roman, den ich schreibe, handelt ebenso von einem klassischen, modernen Menschen der jede Gewissheit verliert (ich behandle damit also ein Thema, dass es schon länger als 100 Jahre gibt) und letztendlich in eine Art ideologische Einsamkeit gerät. Er stellt fest, dass Einsamkeit unvermeidbar ist, dass die Hoffnung auf eine Flucht am Ende zur Verzweiflung wird und entscheidet sich bewusst für eben dieses Leben in Einsamkeit. Die folgende Szene beschreibt, wie er mit seinen feiernden und betrunken Freunden auf der Straße spaziert und sich endgültig von ihnen loslöst: "Als Aron etwas abwesend neben ihnen hertrottete, ließ er sich absichtlich und unbemerkt zurückfallen und betrachtete eine Weile ihre Schritte, ihre wilden Gesten und ihr schallendes, gröhlendes Gelächter. Vorsichtig und bedacht verlangsamte er noch einmal sein Geh-Tempo, sein Bruder und die anderen entfernten sich noch weiter und ihre Stimmen wurden immer leiser, bis Aron endgültig stehen blieb und dem Grüppchen einen letzten Gedanken anheftete: 'Jetzt geht schon ... verschwindet und verlasst mich endlich', und sie bogen in eine Seitenstraße ein. Plötzlich war es still, er hörte nur das sanfte Rauschen von entferntem Verkehr und er war auf seltsame Weise erleichtert. Seltsam, weil er jeden Grund verloren hatte, hier zu sein und über dieses klare, eindeutige Ergebnis glücklich war, da ihn diese quälende Wahrheit lange schon bedrückte und weil er gleichermaßen erfahren hatte, wie er mit einem mal in Vergessenheit untergehen musste und das ihm einen schmerzlichen Stich versetzt hatte. Nun stand er etwas düster auf der Straße. Aron war überflüssig, niemand brauchte ihn. Dennoch ärgerte er sich nicht einmal über diese Rücksichtslosigkeit; er hatte sie ja vorausgesehen und heraufbeschworen - ganz im Gegenteil! - er glaubte triumphiert zu haben".


Klaus Vollmer, bekannter Jugend-Evangelist, schreibt in seiner Arbeit "Es müsste keiner einsam sein": "Der eigentliche Grund unserer Einsamkeit und unseres ganzen Ichbezuges, unserer unendlichen Missverständnisse und Egoismen liegt wesentlich nicht im Menschen, nicht in seiner Psyche, [...] sondern in seinem Gottesverhältnis". 



Kurzer Einschub:

Diese Behauptung ist durchaus gewagt, wenn man länger darüber nachdenkt. Ich kann sie hier auch nicht ausreichend beweisen, jedoch findet sich auf gewisse Weise sogar eine Übereinstimmung mit der Philosophie Sartre's, französischer Schriftsteller, Begründer des Existentialismus und selbst Atheist. In seinem Essay "Der Existentialismus ist ein Humanismus" stellt er unter anderem folgende These auf: Der Mensch ist Verlassenheit. Er ist verlassen, weil Gott nicht existiert und der Mensch die Konsequenzen daraus ziehen muss. Vor allem von einer Aussage Dostojewskij's (russ. Schriftsteller) fasziniert "Wenn Gott nicht existiert, ist alles erlaubt", gelangt er zu dieser These und stellt fest, dass der Mensch nirgendwo Halt finden kann. Ohne Gott können wir keine absolut gültigen Werte aufstellen, ebenso wenig können wir sie von uns aus erschaffen. 

Wie mit dieser Verlassenheit umzugehen ist und was daraus folgt, ist eine Frage unserer Voraussetzungen. Für Sartre, der nicht an Gott geglaubt hatte, folgte daraus, dass der Mensch frei sei. Diese Freiheit kann jedes Gesicht annehmen: Ein erleichterndes oder ein erdrückendes (siehe die Szene mit Aron, sein Triumph erleichtert und erdrückt ihn zugleich, er wird zu einem zerrissenen Menschen. Hier noch ein Artikel über die Probleme die sich für Dostojewskij ergaben, wenn Gott nicht existieren sollte: Dostojewskij - Prophet des 20. Jahrhunderts).


Zurück zu Klaus Vollmers Aussage:  "Der eigentliche Grund unserer Einsamkeit und unseres ganzen Ichbezuges, unserer unendlichen Missverständnisse und Egoismen liegt wesentlich nicht im Menschen, nicht in seiner Psyche, [...] sondern in seinem Gottesverhältnis". 
Es gibt nur einen Punkt in diesem Satz, dem ich nicht ganz zustimme. In Mose 2, Vers 18 heißt es: Gott, der Herr, dachte: "Es ist nicht gut, dass der Mensch so allein ist. Ich will ein Wesen schaffen, das ihm hilft und das zu ihm passt". 
Berücksichtigen wir, dass Gott dies noch vor dem Sündenfall gesagt hat (das Gottesverhältnis war also noch in Ordnung), dann ist die Einsamkeit nicht allein vom Gottesverhältnis abhängig. 


Verse 21-23: 
Da versetzte Gott, der Herr, den Menschen in einen tiefen Schlaf, nahm eine seiner Rippen heraus und füllte die Stelle mit Fleisch. Aus der Rippe machte er eine Frau und brachte sie zu dem Menschen. Der freute sich und rief: "Endlich! Sie ist's! Eine wie ich! Sie gehört zu mir, denn von mir ist sie genommen".
Die Reaktion von Adam, als Eva zu ihm gebracht wird, ließt sich wie die Erfüllung eines lang ersehnten Wunsches: Endlich! Sie ist's! Eine wie ich! Sie gehört zu mir, denn von mir ist sie genommen. 
Ich bin aber noch nicht ganz zufrieden mit dieser Feststellung. Streng genommen ist die Einsamkeit in diesem Sinne unabhängig vom Gottesverhältnis gewesen und durch die Erschaffung der Frau aufgehoben worden - aufgehoben weil das Gottesverhältnis in Ordnung war. So wie das Verhältnis zwischen Gott und Mensch nach dem Sündenfall zerstört wurde, so ist es auch mit dem Verhältnis zwischen Mann und Frau. Die Einsamkeit ist also Teil dieser Welt geworden, in der wir Gott nicht mehr Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen, in der wir nicht mit ihm spazieren, so wie Adam im Garten Eden. So gesehen ist der eigentliche Grund unserer Einsamkeit wirklich allein im Gottesverhältnis verborgen, den Er selbst schuf die Bedingungen einer guten Schöpfung in der keine Einsamkeit vorkommt.

Die Frage die mir bleibt, ist, wie mit dieser weltlichen Einsamkeit umzugehen ist, wie wir ihr entkommen können? (Die Frage wird übrigens im nächsten Post genau beantwortet)

Als letztes will ich noch einen Menschen nennen, der stark damit kämpfte, sein altes Ich sterben zu lassen, damit der Begegnung mit Gott und seinem Willen nichts mehr im Wege stehen konnte. Auch er hatte bestimmt mit Einsamkeit zu kämpfen: Jim Elliot, ein amerikanischer Auca-Missionar, nimmt sich Mose 2, 21 zum Vorbild. Adams tiefen Schlaf bezeichnet er als ein "Schlafen im Willen Gottes". Adam kommt nicht zu Gott, um ihn zu bitten, er solle ihm jemanden zur Seite stellen. Er wartet, bis Gott selbst ihm das gibt, was er wirklich braucht. Adam ruht im Gehorsam und nimmt die Schöpfung seines Schöpfers, so wie sie ist, ohne ein Widerwort entgegen. 
In den Tagebüchern Jim Elliots findet sich immer und immer wieder das Bestreben nach diesem Gehorsam, nach einem "Schlafen in Gottes Willen". So wie er nach Gottes Willen gesucht hat, habe ich noch keinen gesehen: Immer darauf bedacht, was im Sinne Gottes ist, was genossen werden darf, was ertragen werden muss, was getan werden soll, immer in Hoffnung und Dankbarkeit seinem Herrn gegenüber. Und obwohl er an einer Stelle seines Tagebuches ein "an Wahnsinn grenzendes Verlangen" nach seiner zukünftigen Frau ertragen musste, ist er immer zu dem zurückgekehrt, was ihm jetzt von Gott gegeben ist, woran er seine Dankbarkeit findet, die in ihm alle Freude erneuert. Diese immer wieder erneuernde Freude durfte ich während den Semesterferien erfahren, indem ich mich bei jeder Mahlzeit von dem Gedanken überwältigen ließ, dass ich immer die Möglichkeit zu essen habe und konnte Gott aus ganzem Herzen dafür danken. 

Diese tiefe Dankbarkeit kommt also durch die Erkenntnis der Gnade. Über diese Erkenntnis sollen die nächsten Beiträge handeln. In diesem Sinne wünsche ich euch allen einen guten Schlaf!


Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen, dass ihr zerstreut werdet, ein jeder in das Seine, und mich allein lasst. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.
Johannes 16,32