Warum Weihnachten ein Fest ist!

Die Geburt von Jesus hat mich früher nie berührt; es hat mir nichts bedeutet. Wir kennen alle die uns bekannten Verse, dass Gott seinen eingeborenen Sohn sandte, zur Erlösung unserer Schuld. Was ich nicht begreifen konnte: Wie betraf mich das überhaupt? Welche Schuld hatte ich denn vor Gott? Ich konnte an keine große Schuld denken, die ein Grund gewesen sein könnte, dass Jesus selbst auf die Erde kommt. Für mich hätte er nicht kommen müssen! Dachte ich zumindest...

Mit ca. sechs Jahren ließen sich meine Eltern scheiden und ich begann, wenn ich es auch nicht merkte, meine Eltern zu hassen. Ich habe meine Mutter gehasst: Für die Einsamkeit meiner Kindheit, für die vielen Kränkungen - und meinen Vater habe ich gehasst: Dafür, dass man mich mit all den ungelösten Fragen und meiner Verwirrung in Kopf und Herz allein gelassen hatte. Wer war ich damit vor Gott? War ich wirklich so schuldlos, wie ich es dachte?


Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Mörder; und ihr wisst, daß kein Mörder ewiges Leben bleibend in sich hat. - 1. Johannes 3, 15

Hätte ich es also die Gegenwart eines unfehlbaren und heiligen Gottes verdient? Wie denn?! Vor Gott war ich ein Mörder. Und wäre es nicht berechtigt gewesen, mich als Mörder zu verurteilen, dafür, dass ich einen Menschen gehasst habe? Ich hätte eigentlich ein ziemlich hartes Urteil verdient. Und jetzt kommt das Unvorstellbare: Dieser Gott, der das Recht hätte, mich als Mörder zu verurteilen und zu richten, wird selbst Mensch und ist noch dazu ...

... nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben - Matthäus 20, 28

Gott wird Diener aller anderen und ein Schuldopfer für viele, damit ein Mörder gerettet werden kann! Irgendwo in einem kleinen, abgelegenen Stall wird Er geboren. Gott wird der Diener eines Mörders! Darum feiere ich die Geburt von Jesus. Darum ist Weihnachten ein Fest.




Von Einsamkeit zur Anbetung - Von Anbetung zur Liebe

Anbetung ist, wenn sie von uns richtig verstanden und gelebt wird, die einzige Möglichkeit die Einsamkeit vollständig zu überwältigen. Ich habe die Einsamkeit in einem früheren Post schon sehr ausführlich beschrieben - ich glaube es lohnt sich trotzdem, noch einmal einen Blick auf das Problem der Einsamkeit von einem anderen Standpunkt zu werfen.

Der Romanautor Thomas Wolfe fasst vielleicht einen der größten Schmerzen des menschlichen Herzens in folgende Worte:

Meine ganze Lebensüberzeugung beruht heute auf dem Glauben, dass Einsamkeit keineswegs ein seltenes, seltsames Phänomen ist, das sich auf mich und vielleicht ein paar andere Einzelgänger beschränkt, sondern dass es das zentrale und unvermeidliche Merkmal der menschlichen Existenz ist. All diese furchtbaren Zweifel, diese Verzweiflung und finstere Verwirrung der Seele muss ein einsamer Mensch kennen, denn er ist mit keinem Bild vereint außer mit dem, das er sich selbst schafft. Er ist ausstaffiert mit keinem anderen Wissen als mit dem, das er sich selbst durch seine eigenen Augen und sein Gehirn ansammeln kann. Er wird von keiner Partei getragen und angefeuert und unterstützt. Er findet Trost in keinem Glaubensbekenntnis. Er hat keinen Glauben in sich außer seinem eigenen, und selbst dieser Glaube lässt ihn oft in Stich, sodass er erschüttert und ohnmächtig zurückbleibt. Dann scheint es ihm, das bei seinem Leben nichts herausgekommen ist. Dass er ruiniert ist, verloren und gebrochen, nicht mehr zu retten, und dass der Morgen, jener helle und strahlende Morgen mit seiner Verheißung und seinem Neuanfang, nie wieder auf die Erde kommen wird, wie er es einst tat. - (Thomas Wolfe, "God's Lonely Man", in The Hills Beyond)

Die Einsamkeit ist nicht nur ein Problem fehlenden Glaubens. Wenn sich zwei Menschen begegnen, dann berühren sie sich meistens nur an ihrer Oberfläche. Man sieht sich, man trifft sich, man geht wieder auseinander. Natürlich gibt es auch tiefere Beziehungen. Vielleicht hast du so einen Menschen, der in dir etwas bewegt, der mehr ist als nur ein Oberflächenkontakt, der sozusagen unter die Haut geht.
Und doch können wir den anderen nie ganz erreichen. Genauso wenig, wie ich die Blutgefäße und Knochen meiner Hand sehe, kann ich meinen Freund oder meine Freundin sehen. Meine Hand ist sogar noch einfacher zu erforschen als ein Mensch. Ich kann sie röntgen und aufschneiden. Beim Menschen kommt aber zur Dimension des Materiellen noch was dazu: Das Geistige!
Vielleicht empfindet der andere etwas viel tiefer als ich, oder gar nichts, und er kann mich gar nicht verstehen. Vielleicht brennt im anderen ein Schmerz oder eine Sehnsucht oder eine Freude und eine Begeisterung. Genau das zu empfinden, was ein anderer fühlt, bleibt uns irgendwie verschlossen. Selbst wenn wir alle geheimen Gedanken aussprechen, die wir haben, wenn wir alleine sind, können wir weder sehen noch schmecken noch riechen, wie tief die Seele des anderen ist. Dafür haben wir keinen Maßstab.

Aber woran liegt das? Liegt es daran, dass wir nicht genug lieben? Liegt es daran, dass wir nicht genug Gemeinschaft miteinander haben und uns deswegen nicht ganz erreichen? Oder liegt der Grund aller Einsamkeit darin, dass weder andere Menschen noch Gott genügend Bemühungen anstellen, zu uns vorzudringen, sondern dass wir selbst es waren, die Gott verlassen haben?

D. H. Lawrence bringt das auf den Punkt:
Wir reden uns gerne ein, dass die Liebe die Wurzel des Problems unserer inneren Leere sei. Ich möchte Ihnen sagen, das ist sie nicht. Die Liebe, das sind nur die Zweige. Die Wurzel geht viel tiefer als die Liebe. Eine Art nackter Isolation. Ein isoliertes Ich, das niemanden begegnet und sich mit niemandem vereint und es auch niemals kann. Es ist wahr, was ich sage. Da ist ein Dahinter in mir, das weiter geht als die Liebe, weiter als die Bahnen der Sterne. So wie manche Sterne jenseits der Reichweite unserer Augen liegen, so geht unsere Suche über die Reichweite der Liebe hinaus. Zumindest glaube ich, dass es die Wurzel ist und über die Liebe hinaus geht. - (D.H. Lawrence, Quelle unbekannt)

Anbetung ist mehr als Liebe. Anbetung ist mehr als "Halleluja" zu singen und mehr als der Ausdruck der Dankbarkeit. Wir können all diese Dinge tun und trotzdem folgt daraus nicht, dass wir anbeten. Warum? Anbetung hat viel mehr etwas mit der Wichtigkeit desjenigen zu tun, der angebetet wird. Bevor wir Gott überhaupt anbeten können, müssen wir Ihn an die erste Stelle unseres Lebens setzen. Das kostet uns aber auch etwas!
Soweit ich weiß, kommt Anbetung in der Bibel zum ersten Mal in der Geschichte Abrahams vor, der seinen Sohn als Opfer darbringen soll. Abraham begann seinen Sohn mehr zu lieben als Gott, er drohte Gott zu vergessen und Gott schritt ein. Ich kann mich an keine Zeit als die heutige erinnern, in der wir die Dinge, die wir zu besitzen glauben, mehr geliebt haben als Gott, aber nicht nur die Dinge, sondern auch uns selbst. Ich kann mich an keine Zeit erinnern, in der wir einsamer sein könnten, als umgeben von all den Dingen und dem kleinen Gesichtsfeld unserer Augen. Die Anbetung jedoch verstreut sich nicht in tausend Nebensächlichkeiten die uns früher oder später langweilen und verlassen - sie konzentriert das Leben des Anbeters auf einen einzigen Punkt! Denn als von Gott geschaffene Menschen sind wir auch auf Gott ausgerichtet, und so finden wir zuallererst Erfüllung in Gott, nicht in den angenehmen und unterhaltenden Dinge des Lebens oder unserem Können.

In der Anbetung erfahren wir die Gegenwart Gottes, wir erfahren ein Stück der unbegreiflichen, ewigen Dimension Gottes. Wir können uns nicht vorstellen, dass Gott schon ewig da war und ohne Anfang ist. Wir können uns nicht vorstellen, dass er uns vollständig durchschaut. Die Ewigkeit Gottes ist ein Mysterium, das wir in der Anbetung erfahren dürfen und diese Begegnung mit der Ewigkeit Gottes, mit dem überwältigenden Staunen das uns überkommt, wenn wir Gottes unermessliches Wesen und seine Schöpfung  betrachten, ist eine der größten Erfüllungen des menschlichen Herzens.

Zuguterletzt drängt uns die Erfüllung, die wir in hingebungsvoller Anbetung erfahren, dazu, uns an andere zu verschenken. Die heilsame Wirkung der Anbetung gegen die Einsamkeit bleibt nicht bei mir allein stehen! Sie drängt uns dazu, uns auch anderen in ihren Nöten zuzuwenden.

Die Anbetung ist das A und O unseres Lebens als Christen. Anbetung ist der entscheidende Unterschied, der die Nähe zu Gott ausmacht:
Herr, du durchschaust mich,  du kennst mich durch und durch. Ob ich sitze oder stehe - du weißt es, aus der Ferne erkennst du, was ich denke. Ob ich gehe oder liege - du siehst mich, mein ganzes Leben ist dir vertraut. Schon bevor ich rede, weißt du, was ich sagen will. Von allen Seiten umgibst du mich und hälst deine schützende Hand über mir. Dass du mich so genau kennst - unbegreiflich ist das, zu hoch, ein unergründliches Geheimnis! ... Du hast mich geschaffen - meinen Körper und meine Seele, im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet. Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Großartig ist alles, was du geschaffen hast - das erkenne ich! Schon als ich im Verborgenen Gestalt annahm, unsichtbar noch, kunstvoll gebildet im Leib meiner Mutter, da war ich dir dennoch nicht verborgen. Als ich gerade Form annahm, hast du diesen Embryo schon gesehen. Alle Tage meines Lebens hast du in dein Buch geschrieben - noch bevor einer von ihnen begann! ... Durchforsche mich, o Gott, und sieh mir ins Herz, prüfe meine Gedanken und Gefühle! Sieh, ob ich in Gefahr bin, dir untreu zu werden, dann hol mich zurück auf den Weg, der zum ewigen Leben führt! - (Psalm 139, 1-6; 13-16; 23-24)