Heute hatte ich ein anregendes Gespräch mit zwei Zivildienern. Das Thema verlief über die Beobachtung, dass Religionen immer mehr an Bedeutung verlieren und eine schwammige Spiritualität immer beliebter werde zu einer interessanten Frage.
Stefan (einer der Beiden) vertrat, oder vertritt sie immer noch, die Ansicht wenn wir glücklich sind, dann ist auch unser Leben sinnerfüllt.
"Sie redete ausgiebig von ihrem Mann und seinen vielen beruflichen Errungenschaften. Er hatte einen guten Ruf und galt als Pionier auf seinem Gebiet, und finanziell war er äußerst erfolgreich. Kurz: er wurde bewundert, beneidet und von allen, die ihn kannten, geliebt. Sein ganzes Leben - vom Heim bis zum Büro - strömte Zufriedenheit, Erfolg und Einfluss aus. Wie sollte sie dann die Ereignisse jener verhängnisvollen Nacht erklären? Sie erzählte mir von einem plötzlichen, grässlichen Geräusch, das sie aus dem Schlaf
aufschrecken ließ. [...] Sie ging ängstlich auf das Geräusch zu, bis sie ihren Mann sah, der zusammengekrümmt am Küchentisch saß, den Blick erstarrt, in der Hand eine hingekritzelte Notiz. Mit einem kurzen Blick auf das Stück Papier zerbrach ihre Welt, und seit jener Nacht zermarterte sie sich mit Abertausenden Fragen. Der Abschiedsbrief des Selbstmörders begann mit den Worten: 'Manche Menschen sterben eines natürlichen Todes. Andere, die dem Leben nicht mehr ins Auge sehen können, beschließen es abzukürzen.'" (aus "Kann man ohne Gott leben?" - Seite 102)
Hängt der Sinn unseres Lebens von unserem Glück ab, müssen wir immer und immer wieder und nichts anderes tun, als unser Glück zu suchen - und selbst dann, stellt sich die Frage, wie wir mit trostlosen Momenten umgehen, an denen das Leben nicht gerade arm ist.