Gottes Sinn für Schönheit

Ein Spaziergang im Regen auf der Donauinsel ist ein Erlebnis, dass allein durch Worte unmöglich erlebbar gemacht werden kann. Ich versuche es trotzdem. (Mit ein paar Hilfsmitteln)

















Als ich die Straßenbahn verlasse und den naß-glänzenden Asphaltweg zum Fußballplatz betrete, decken die dicken Wolken den Himmel mit mattem Grau-Blau zu, während hinter dem Milleniumstower die Wolkenwand zereißt und in gold-gelben Ton der anbrechenden Dämmerung vorbeizieht. Der Regen füllt die Atmossphäre wie ein Nebel und lässt alle Farben wie durch ein trübes Glas leuchten.

Die Luft duftet nach nassem Gras und kalter Erde -
Warum gibt es eigentlich kein Parfum, das nach nassem Gras duftet?

Auf dem Wasser des neuen Donaukanals schläft eine einsame Insel aus blauen und weißen Plastik-Kontainern, allein durch einen dünnen Holzsteg zum satten Grün der zwischen den zwei Strömen emporragenden Donauinsel verbunden, während ein Mann mit seinem Kanu weiter Flußaufwärts unhörbar in meine Richtung paddelt - jedes Geräusch ist vom beständigen Prasseln des Regens verschluckt - die vorbei fahrendend Autos, die Straßenbahn ...

- alles wirkt geisterhaft, als befände es sich hinter einer unsichtbaren Glaswand ...

- alles ist still.

Nur ein nasses Rauschen ist zu hören - nur das "Patsch-Patsch" meiner auf Wasserlacken klatschenden Schritte.



Zwischen die Allee massiver Betonsäulen, die die U-Bahnstrecke trägt, prasselt der vom Wind getriebene Regen auf den Brückenboden, wo er wie glänzender Staub verweht wird. In einer Art von Schimmer-Effekt schweben tausend Tropfen entlang der Brücke, vergleichbar mit einem tanzenden Weizenfeld, dass sich wie
Wellen im Wind bewegt. Unter das gewaltige Rauschen der Blätterherde, neben dem "klatsch-ka-klatsch-latsch-ka-latsch-tsch" der aufschlagenden Tröpfchen mischt sich das bassmächtige Donnern der über mir fahrenden U-Bahn. Durch das Flussbecken der Donau strömen erdrückende Mengen von Wasser an mir vorbei, irgendwo ins Unendliche.