Widersprüche im Widerspruch (1)

Endlich fange ich damit an, über die Fragen zu schreiben, die mich eigentlich schon seitdem ich angefangen habe an Gott zu glauben, beschäftigen. Die nächsten drei Beiträge handeln deshalb von Widersprüchen und Zweifeln am Christentum, die in sich widersprüchlich sind (und hoffentlich kommen die geplanten Beiträge auch zustande).

Ich fange mit einem Klassiker an:

"Weil Gott Böses zulässt, kann es ihn nicht geben."

Sehen wir uns die Frage genauer an. Eine Stelle aus "Sehnsucht des Herzens" von Ravi Zacharias (dessen Bücher ich nur sehr empfehlen kann) entlarvt den Kern der Frage als widersrprüchlich. Während eines Vortrages in Nottingham stellte eine ziemlich aufgebrachte Person folgende Frage an Herrn Zacharias:

"Es kann unmöglich einen Gott geben angesichts all des Bösen und des Leidens, das es in der Welt gibt!"
Der Vortragende antwortete: "Wenn Sie sagen, dass es so etwas wie das Böse gibt, setzen Sie damit nicht voraus, dass es so etwas wie das Gute gibt?"
"Natürlich", gab er zurück.
"Aber wenn Sie voraussetzen, dass es so etwas wie das Gute gibt, setzen Sie damit nicht auch gleichzeitig voraus, dass es so etwas wie ein moralisches Gesetz gibt, auf dessen Grundlage zwischen dem Guten und dem Bösen zu unterschieden wird?"
"Ich denke schon", kam die Antwort etwas zögerlicher und leiser.
"Wenn es also ein Moralgesetz gibt, müssen Sie auch einen Moralgesetzgeber postulieren. Aber den wollen Sie ja gerade widerlegen, indem Sie seine Existenz abstreiten. Wenn es keinen Moralgesetzgeber gibt, gibt es auch kein Moralgesetz. Wenn es kein Moralgesetz gibt, dann gibt es weder das Gute noch das Böse. Dann weiß ich aber nicht so recht, wie Ihre Frage lautet!"
Es herrschte Schweigen und dann sagte er: "Wonach frage ich Sie denn dann?" Die Komik der Situation war offensichtlich. Deutlich erschüttert stellte er fest, dass im Kern seiner Frage eine Voraussetzung lag, die seiner eigenen Schlussfolgerung widersprach. Der Skeptiker muss nicht nur eine Antwort auf seine eigene Frage geben, sondern auch die Frage selbst rechtfertigen, wenn er ernst genommen werden will.
(zitiert aus: "Sehnsucht des Herzens", Ravi Zacharias, Seite 92-93, Hervorhebungen von mir)

1 Kommentare:

jan hat gesagt…

Yeah! guter stoff zum denken- preach it!;)